Fassen wir unsere jüngsten statistischen Beobachtungen zur Corona-Krise zusammen, so ergibt sich folgendes Bild:

  • Die gesamtwirtschaftliche Lage wird durch die schockartig einsetzende Inflation geprägt, die mit Beginn der weltwirtschaftlichen Erholung im 4.Quartal 2020 aus einer plötzlichen Verteuerung der internationalen Rohölpreise erwachsen ist. In Deutschland schlug sich dies in einer dramatischen Verteuerung der Lebenshaltungskosten nieder. Im April 2022 lag die Inflationsrate bei 7,8%, ohne Energie bei 4,4% (3.6, 3.6a). Die konjunkturellen Folgen werden nur verzögert sichtbar.
  • Im 2. Quartal 2022 lag das BIP real um +2,6% über dem Vorjahr (1.2), der Export um +1,1% und der private Konsum um +3,7% (1.3).
  • Bei der Erholung der realen Brutto-Wertschöpfung von +2,6% entfielen -0,6% auf das produzierende Gewerbe (1.4). Der Umsatz des Kraftfahrzeughandels bleibt auf hohem Niveau (2.1a). 
  • Der nominale BIP-Beitrag der deutschen Exporte stieg im 2. Quartal 2022 im Vorjahresvergleich um +8,2%, der Beitrag der Importe um +11,7% (7.1, 7.3). 
  • Der Auftragseingang und der Produktionsindex der Industrie hatten ihren Tiefpunkt im April 2020. Im November 2021 hatten sie das Niveau vom Jahresanfang übertroffen. Aber seit April stagniert er (2.2a). Die Konjunkturindikatoren der EWU zeigten seit Mitte 2021 abwärts (2.4).  Und die Geschäftserwartungen von ifo sind im Sinkflug (2.3).
  • Die Kreditversorgung der deutschen Unternehmungen blieb bisher von der Krise unberührt (3.5). Auch das stramme Geldmengen-Wachstum Angesichts der starken Inflation hat die us-amerikanische FED ihre Zinssätze im Juli deutlich angehoben, obwohl dies kein geeignetes Mittel gegen eine importierte Inflation ist. Sehr zögerlich ist ihr die EZB gefolgt  (3.12). 
  • Im 2. Quartal 2022 lag der BIP-Anteil des Verfügbare Einkommen der Privaten Haushalte um +5,4% über dem Vorjahreswert, der Anteil des privaten Konsums um +3,4% über und der Anteil der privaten Ersparnis um -3,1% unter dem Vorjahreswert (4.2a). 
  • Im 2. Quartal 2022 betrug die gesamtwirtschaftliche Sparquote wieder 7,2% des BIP, während die Quote der privaten Ersparnis noch bei 10,9% des verfügbaren Einkommens lag (6.6). Die Kaufzurückhaltung der privaten Haushalte, die in der Corona-Krise die wirtschaftliche Entwicklung spürbar geschwächt hat, ist überwunden.
  • Der Beitrag der privaten Investitionen ohne Wohnungsbau zum BIP stagniert im 1. Halbjahr 2022 (6.3).
  • Gegenüber dem Vorjahr ist die Zahl der Arbeitnehmer im 2. Quartal 2022 auf ihre Höchstzahl angestiegen: 34,5 Mio. Die Zahl der Arbeitnehmerstunden ist gegenüber dem Vorjahr um +11,6% gewachsen   (9.4, 9.4d). 
  • Angesichts einer Rekordzahl von über 48,1 Millionen Erwerbspersonen lag die Zahl der Arbeitslosen mit 2,3 Millionen im Mai 2022 auf ihrem tiefsten Punkt. Die Zahl der Kurzarbeiter, vor der Krise nur 50 Tausend, betrug im Mai 2022 nur noch 259 Tausend, nach einem Maximum von 6 Millionen im April 2020. In der Finanz-Krise, als das Kurzarbeitergeld seine erste Bewährungsprobe bestanden hat, waren es 1,4 Millionen Kurzarbeiter gewesen  (9.1d). Während die Arbeitslosigkeit in den USA Mitte 2021 kurzfristig auf über 13% hochgeschnellt ist, lag sie in der EU dank staatlicher Unterstützungen für Kurzarbeit bei nur um 1 % höher als auf dem Höhepunkt der Corona-Krise: 2020.I 6,6%, 2021.III 7,8%, 2022.II 6,7% (9.9).
  • Der Anteil der Staatseinnahmen am BIP lag im 4. Quartal 2021 um +5,8% über dem Vorjahresstand, der Anteil der Staatsausgaben dagegen um +1,2%. Das gesamtstaatliche Defizit betrug 2,7% des BIP. Im 4. Quartal 2020 waren es 7,4% (5.1)
  • Die ökonomischen Folgen der Corona-Krise sind einstweilen überwunden.


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